Gesundheit

 E-Zigarette vs. Zigarette - gesund oder gefährlich?


Quelle: süddeutsche Zeitung, © hr | alles wissen, 31.07.2013, E CIGARETTE DIRECT

Rauchen ist ungesund, damit aufzuhören schwierig. Die E-Zigarette verspricht Abhilfe. Sie enthält keinen Tabak, stattdessen inhaliert der Raucher hier eine verdampfte Flüssigkeit. 

Ist die E-Zigarette wirklich eine harmlose Alternative oder doch gefährlich für unsere Gesundheit?

Mediziner sind geteilter Meinung. Prof. Dr. med. Jürgen Ruhlmann vom Medizin Center Bonn befürwortet die Elektro-Zigarette: "Ich halte sehr viel von der E-Zigarette, sie ist für mich eine hervorragende Möglichkeit, dem Zigarettenraucher eine erheblich gesündere Alternative zu bieten."
Viele seiner Patienten kommen mit Lungenproblemen zu ihm. Er selbst hat eine E-Zigarette entwickelt und hält sie für eine wesentlich gesündere Alternative: "Über 90 Prozent der Erkrankungen der Tabakzigarette, die wir alle kennen, Krebs, diese chronische Lungenerkrankung, Raucherhusten, im Fachjargon COPD genannt, entstehen durch das Verbrennen des Tabaks; durch die Schadstoffe werden über 90 hoch krebserregende Substanzen freigesetzt. Diese Belastung kann man vermeiden, wenn man auf die E-Zigarette umsteigt, weil der ganze Anteil des Tabakverbrennens entfällt."


Dr. med. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hält dagegen: "Die E-Zigarette halten wir für ein außerordentlich problematisches Produkt, das völlig undurchsichtig ist für den Verbraucher."
Denn E-Zigaretten seien von unabhängigen Instituten kaum erforscht. Außerdem fehlten Studien über die Langzeitfolgen von E-Zigaretten.

Dr. Adrian Payne ist Direktor von Tobacco Horizons, eine Beratungsagentur für Harm Reduction (Risikominderung von Tabakkonsum). In seiner mehr als 30 Jahre langen Karriere hat er sowohl für die Tabakindustrie als auch für die Pharmaindustrie gearbeitet, häufig im Bereich zur Reduzierung von Tabakschäden.

ECD:Wie gefährlich ist die e-Zigarette im Vergleich zur gewöhnlichen Zigarette?

Dr.Payne: Ausgehend von den existierenden Daten zur e-Zigarette – soweit diese schon publiziert sind – glaube ich, wir können vernünftigerweise davon ausgehen, dass e-Zigaretten mindestens zwei bis drei Größenordnungen weniger schädlich sind als herkömmliche Zigaretten. Der Hauptgrund für diesen riesigen Unterschied ist, dass e-Zigaretten keinen schädlichen Tabakrauch erzeugen. Aber es ist wichtig festzustellen, dass „Kein Rauch" nicht notwendigerweise heißt „Kein Schaden". Möglicherweise offenbaren Langzeitstudien gewisse Risiken.
                                                                                                                                                   
Allerdings ist es schwer vorstellbar, dass diese Risiken auch nur in der Nähe der Risiken herkömmlicher Zigaretten sein könnten. Tatsächlich scheint es wahrscheinlich, dass die
Hauptsorge unsere Kinder sein könnten, die womöglich Depots für die „Juice" verschlucken. Also ist klar, dass neben einer notwendigen Qualitätskontrolle diese Depots kindersicher hergestellt werden müssen.
Ein weiterer Unterschied ist dem Experten zufolge die Beschaffenheit der Teilchen, wie er der SZ sagte: Die winzigen Teilchen im ausgeatmeten Dampf der E-Zigarette "lösen sich mit der Zeit auf und gehen in die Gasphase über. Die Partikel im Zigarettenrauch sind dagegen Feststoffe. Sie verbleiben als solche in der Luft oder lagern sich in der Umgebung ab".

Dr.Payne: Das Endergebnis der Tabakverbrennung und der Nikotinverdampfung sind grundlegend gleich, d.h. es entsteht ein nikotinhaltiges Aerosol, dass der Anwender einatmet. Beide Prozesse sind mit Hitze verbunden, ansonsten sind sie aber sehr verschieden. Das von der e-Zigarette erzeugte Aerosol enthält nicht die tausende chemischen Zusatzstoffe – von manchen glauben wir, dass sie extrem schädlich sind – die bei der Verbrennung von Tabak entstehen. Es ist wahr, dass Bedenken geäußert wurden über die möglichen schädlichen Wirkungen einiger chemische Komponenten, die außer dem Nikotin im Aerosol der e-Zigarette enthalten sind – z.B. Propylenglycol. Aber ausgehend von unserem gegenwärtigen Wissen sind diese Bedenken weit übertrieben, wenn man sie mit den Risiken des Rauchens vergleicht.

ECD: Sie haben sowohl mit der Tabakindustrie als auch mit der Pharmaindustrie zusammengearbeitet. Glauben Sie, dass es eine Grundlage für den Verdacht vieler e-Raucher gibt, Philipp Morris sei daran interessiert, über die Tabakgesetzgebung in den USA Alternativen zum herkömmlichen Rauchen zu unterdrücken? Und unterstützen große Pharmaunternehmen Gruppierungen im öffentlichen Gesundheitswesen darin, sich gegen diese Geräte stark zu machen?
Bestimmte große Pharmakonzerne mit Interesen in Produkten zur Raucherentwöhnung unterstützen sicherlich manche Gesundheitsverbände finanziell – die, die für das Verbot von e-Zigaretten eintreten. Zufälligerweise sind das dieselben Gruppen, die die Tabakgesetzgebung unterstützen, hinter der Philipp Morris steht. Aber mir ist nun keine besondere Aufforderung der Pharmaindustrie bewusst, eine solche antagonistische Position einzunehmen. Auch habe ich noch kein Positionspapier dieser Unternehmen zur e-Zigarette selbst gesehen. Damit will ich nicht sagen, dass diese nicht genauestens verfolgen, was an der e-Zigaretten-Front passiert – das wissen die sicherlich.

ECD: Die Reaktion in Großbritannien ist anscheinend, dass diese Geräte möglicherweise helfen, aber dass wir noch mehr Forschung benötigen. Sollten wir noch die weitere Forschung zu e-Zigaretten abwarten, ehe wir sie für Raucher zulassen?
 Dr.Payne: Nun, es ist sicherlich gut, dass manche Kommentatoren denken, die e-Zigaretten könnten hilfreich sein. Das derzeitige vorherrschende Verhalten der Raucher ist überraschend
stur, wenn es um konventionelle Maßnahmen zum Gesundheitswesen geht. Abgesehen von der Risikominderung, geben e-Zigaretten durchaus in Benutzung und Berührung eine Erfahrung wie gewöhnliche Zigaretten, etwas, was andere Produkte zu einem Großteil nicht leisten. Was die Notwendigkeit weiterer Forschung angeht, so stimme ich zu, aber das sollte nicht zu Lasten der Produkte gehen, indem wir sie zwischenzeitlich einfach vom Markt nehmen. Das wäre schon bitter Ironie in diesem Fall, wenn Raucher, die auf e-Zigaretten umgestiegen sind, gezwungen würden, nun auf gewöhnliche Zigaretten zurückzugreifen.

ECD: Sollten Gesundheitsverbände mithelfen, diese Kosten zu tragen, denn eigentlich sollten sie ja unparteiisch sein? Und sollte die Regierung e-Zigaretten besteuern, um potentielle Verluste auszugleichen?
Dr.Payne: In Zeiten der ökonomischen Krise, wenn viele Gesundheitsgruppen unter finanziellem Druck stehen, muss die Förderung womöglich von anderer Stelle erfolgen. Allerdings wäre es vollkommen angemessen, wenn nicht sogar wesentlich, diese Gesundheitsverbände mit einzubeziehen, wenn es darum geht, Richtlinien zu erarbeiten, Forschungen durchzuführen und zu bewerten, Forschungen zum langfristigen Potential von e-Zigaretten als weniger schädlicher Alternative zu Zigaretten. Und ja, vielleicht sinken die Steuereinnahmen, wenn die e-Zigarette im großen Stil sich durchsetzen. Aber ich hoffe doch, dass Regierungen die Steuerpolitik nutzen würden, um Raucher in Richtung sicherer Produkte zu lenken, und nicht, sie von ihnen fernzuhalten

Wie schädlich ist der Konsum?
Die meisten Aussagen zur E-Zigarette beruhen auf drei toxikologischen Untersuchungen, die zu drei unterschiedlichen Bewertungen kommen. 
Am negativsten fiel das Urteil der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA aus. Sie fand in E-Zigaretten aus China sowohl die giftige Chemikalie Diethylenglykol, als auch Nitrosamine, die als krebserregend gelten, sowie einige Verunreinigungen, von denen nicht auszuschließen ist, dass sie die Gesundheit schädigen. Die Behörde warnt vor derzeit nicht abzuschätzenden Gesundheitsgefahren.

Eine weitere Studie stammt aus Neuseeland und wurde von einem E-Zigarettenhersteller in Auftrag gegeben. Die Wissenschaftler fanden ebenfalls Nitrosamine sowie krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe in den Kartuschen, kamen aber zu dem Schluss, dass die E-Zigarette deutlich weniger Gesundheitsgefahren berge als die herkömmliche Zigarette.

Die Autoren einer dritten Studie aus Griechenland gaben angesichts der wenigen Erkenntnisse über das erst seit einigen Jahren verbreitete Produkt keine definitive Bewertung ab.

Kann die E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung helfen?

Es gibt durchaus einige Forscher, die die Dampfausrüstung für geeignet halten, von der Zigarette loszukommen. So propagierten Wissenschaftler aus Berkeley und Boston E-Zigaretten als "vielversprechendes Mittel zur Rauchentwöhnung". Anders als Nikotinkaugummis bietet die E-Zigarette Süchtigen nicht nur das Nikotin, das ihr Körper verlangt, sondern ermögliche auch Raucher-typische Verhaltensweisen, die die Psyche beruhigen. Selbst das BfR schließt nicht aus, "dass tabakabhängige Raucher in einigen Fällen von E-Zigaretten profitieren könnten".














1 Kommentar:

  1. Die elektrische Zigarette ist im Vergleich zur normalen Tabakzigarette mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit weniger schädlich. Man ist auch nicht so schnell ausser Atem beim Treppensteigen oder beim Laufen. Das einzig nachweisbar schädliche ist das Nikotin. Dieses lässt sich aber genau Dosieren, oder man lässt es ganz weg.

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